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Westdeutsche Zeitung 30.August 2010
Radball: Balanceakt auf zwei Rädern
Beim Verein Flottweg in St.Hubert geht es ums Toreschießen. Aber nicht mit dem Fuß, sondern mit dem Rad.
St. Hubert. Wer diesen Sport betreibt, muss nicht nur am Ball, sondern vor allem auf dem Fahrrad bleiben: Radball erfordert ein gutes Gleichgewichtsgefühl, Konzentration und Ausdauer. "Ich fand Radball schon immer interessant", sagt Timo Terhoeven und erzählt aus Kindertagen, als sein Grundschulfreund Axel Boves und er den Sportlern des Radfahrvereins Flottweg 1922 St. Hubert beim Ausladen der Radballräder fasziniert zugeschaut haben.
Heute ist Terhoeven selber Vereinsvorsitzender, betreibt den Sport seit 1987. Für ihn ist Radball "ein lockerer, wenn auch anstrengender Sport, bei dem der Spaß im Vordergrund steht". Da ist es nur eine Randnotiz, dass der St. Huberter bereits im Alter von drei Jahren ohne Stützräder Fahrrad fahren konnte. (von Tom Krebs)
Rasante Spiele liefern sich die Mitglieder des Vereins Flottweg (blau-rote Trikots). (Archiv-Foto: Kurt Lübke)
Rheinische Post 4.11.2009
Auf Torejagd mit dem Fahrrad
Im Radfahrverein Flottweg 1922 St. Hubert wird ein ganz spezieller Radsport betrieben. Hier spielen jugendliche und erwachsene Sportler Radball. Der Verein sucht weitere Interessenten für den anspruchsvollen Sport.
St. Hubert "Ein schöner Schuss", lobt Axel Boves und nickt anerkennend zu Marc hinüber. Der 14-Jährige hat soeben einen Treffer im Tor gelandet. Er strahlt vor Freude und fährt mit einigen kleinen Hüpfern vom Tor weg. Das visiert nun der ein Jahr jüngere Spieler Konstantin an. Geschickt hält er sein Fahrrad durch Vorwärts- und Rückwärtstreten im Stillstand, vor ihm liegt der Stoffball mit rund 18 Zentimeter Durchmesser. Volle Konzentration, dann den Lenker hochreißen, zur Seite drehen und mit einem Anstoß durch das Vorderrad den 600 Gramm schweren Ball ins Tor schießen. Auch hier ein Treffer, und Boves strahlt. Er ist zweiter Vorsitzender des Radfahrvereins (RV) Flottweg 1922 St. Hubert und trainiert die jungen Radballspieler. "Geht doch prima", freut er sich. Aber auch wenn es mal nicht mit dem Schuss ins Tor klappt, ist das nicht schlimm. Schließlich ist es gar nicht einfach, mit dem Rad Bälle in das Tor zu bringen. "Für Radball braucht man eine gute Portion Gleichgewichtsgefühl, um das Rad wirklich zu beherrschen. Radfahren alleine reicht nicht, dafür sind die Räder zu speziell", erklärt Timo Terhoeven, Erster Vorsitzender des RV Flottweg.
Beim Radball werden nämlich keine normalen Räder benutzt. Schon im Aussehen unterscheiden sie sich von den herkömmlichen Drahteseln. Ein hochgezogener Lenker, das Vorderrad kann sich um sich selbst drehen. Dazu kommt ein Sattel, der sich am Ende des Hinterrads befindet. Aufgezogen sind Saalsportreifen ohne Profil, und Bremsen sucht man vergeblich. Mit einem Radballrad kann der Fahrer auf der Stelle stehen bleiben sowie vorwärts und rückwärts fahren, wobei das letztere auch Möglichkeiten zum Bremsen bietet. Wie das aussieht, zeigen die jungen Fahrer. Volle Fahrt voraus zum Ball, rückwärts treten und der Bremseffekt ist da. Zwar bleiben Simon (13 Jahre), Kilian (13 Jahre) und Lea (12 Jahre), die das Bremsen gerade üben, nicht immer genau vor dem Ball stehen, aber Übung macht ja den Meister.
"Das Interesse am Radball hat leider etwas nachgelassen, dabei ist es ein Sport, der viel Spaß macht", berichtet der stellvertretende Jugendwart Dieter Boemanns, der von Kindesbeinen an Radball spielt. In den 80er und 90er Jahre boomte der Sport, jetzt ist es ruhiger geworden. Daher ist der Verein auch auf der Suche nach weiteren Mitspielern. "Wenn jemand Rad fahren kann und das Rad sicher beherrscht, dann kann er oder sie mit Radball anfangen", erklärt Terhoeven. Der Verein hat eigene Räder für ganz kleine Fahrer und entsprechend größere für die folgenden Altersstufen. Was man alles mit diesen Rädern machen kann, zeigen die Senioren im anschließenden Training und Spielbetrieb. Sie drehen die Räder auf dem Hinterrad, lassen sie springen, hüpfen um die eigene Achse und stoppen punktgenau aus voller Fahrt. Nahezu jeder Schuss fliegt ins Tor, wenn er nicht gerade vom Gegner auf dem Rad gehalten wird – gelernt ist halt gelernt.
Ihre Fahrräder müssen die Radballer vom RV Flottweg St.Hubert beherrschen, wollen sie den Ball im Tor unterbringen. Das üben die Sportler immer mittwochs und freitags beim Training. RP-Foto: Stefan Finger